Dosimetrie
Ein wichtiger Aspekt im Strahlenschutz, und insbesondere in der Medizinphysik, ist die Dosimetrie. Insbesondere im Bereich der Personendosimetrie ist eine reproduzierbare und schnelle Technik unabdingbar, um strahlenschutzüberwachte Personen im Fall einer Exposition zuverlässig zu informieren. Gängige Typen von Personendosimetern sind z.B. Gleitschatten-Filmdosimeter, welche im Routinebetrieb einmal im Monat ausgelesen werden. Da diese Art von Personendosimetern in naher Zukunft nicht mehr verfügbar ist, arbeitet unsere Arbeitsgruppe zusammen mit dem Materialprüfungsamt NRW (MPA), welche neue Dosimeter auf den Markt bringt, die auf thermolumineszenten Kristallen beruhen, dem TL-DOS Dosimetersystem.
Die bei Bestrahlung durch Ionisation erzeugten Elektronen werden in lokalisierten, metastabilen Zuständen in der Bandlücke des LiF-Kristalls gefangen. Zur Auslese wird der Detektor erhitzt, wodurch die Elektronen wieder frei werden und anschließend unter Aussendung von Photonen rekombinieren (Thermolumineszenz). Die Anzahl der Photonen dient dann als Maß für die Dosis, die im Detektor deponiert wurde. Elektronen aus verschieden tief in der Bandlücke liegenden Fehlstellen werden bei unterschiedlichen Energien wieder ins Leitungsband angeregt, wodurch sich ein charakteristischer Verlauf der Photonenrate als Funktion der Detektortemperatur ergibt. Der genaue Verlauf dieser sogenannten Glühkurve hängt unter anderem davon ab, wie lange die Bestrahlung des Detektors zurückliegt. Unsere Arbeitsgruppe beschäftigt sich damit, diese Abhängigkeit auszunutzen, um den Zeitpunkt der Bestrahlung des Dosimeters rückwirkend möglichst genau zu bestimmen, damit im Arbeitsablauf der betroffenen Person strahlenschutz-technische Änderungen vorgenommen werden, um zukünftig weitere Expositionen zu vermeiden. Die Bestimmung des Bestrahlungszeitraums geschieht dabei mit modernen Methoden des maschinellen Lernens, wie Generative Adversarial Networks. Hierdurch ist es schon gelungen, den Zeitpunkt einer Bestrahlung nach einem Monat Tragezeit des Dosimeters auf einen Zeitraum von 2 Tagen genau zu bestimmen.
Dosisvorhersage für Bestrahlungsplanung mittels Machine Learning
Eine weitere Anwendung des maschinellen Lernens in der Medizinphysik stellt die schnelle Dosisvorhersage für die Bestrahlungsplanung dar. Moderne Bestrahlungsplanungssysteme erstellen Dosisvorhersagen mittels Monte-Carlo Simulationen, welche zwar sehr genau, aber auch sehr Rechenzeitintensiv sind. Insbesondere bei der sogenannten Flash-Therapie, bei der sehr dünne, aber sehr intensive Photonenstrahlen hohe Dosen in kleinen Volumina des eines Tumors deponieren, ist die Dosisvorhersage mittels Simulation sehr zeitaufwändig. Aufgrund der kleinen Strukturen und hohen Dosisraten sind sehr umfangreiche Simulationen notwendig. Um eine Bestrahlungsplanung in realistischer Zeit abschließen zu können, soll die räumliche Verteilung der deponierten Dosis daher mit Hilfe eines neuronalen Netzes vorhergesagt werden. Aktuell ist mit dieser Technik eine Reduzierung der für die Planung benötigten Zeit um einen Faktor 10.000 möglich.
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